Praktische Berufsplanung mit Life/Work Planning
Nach der Schule stehen buchstäblich mehr als 100.000 berufliche Optionen einem jungen Menschen offen. Die Vielfalt erschwert die Entscheidung ungemein. Jahre würde es dauern, wollte man alle miteinander vergleichen. Aber wie geht man praktisch vor? Für Rüdiger Hoff, pädagogischer Leiter des Nordsee-Internats lautet die Lösung: Life-Work-Planning (L/WP).
„Ich habe die Methode vor nun mehr als 20 Jahren kennen gelernt und habe mir fest vorgenommen, L/WP hier als Angebot zu etablieren.“ Zusammen mit der DGhK (Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind) wurde im dritten Jahr in Folge der L/WP-Ferienkurs ein voller Erfolg.
Fähigkeiten bestimmen und Networking lernen
Aus ganz Deutschland kamen 19 Jugendliche eine Woche lang zusammen. Sie opfern kostbare Ferienzeit, um handfestes Werkzeug für die eigene Planung zu erlernen. Keine Psychotests. Keine Eignungsdiagnostik. Keine Expertenmeinung. Sie üben sich in Fähigkeitsbestimmung und Networking-Gesprächen. Sie lernen mit- aber auch voneinander. Ihre anfängliche schüchterne Zurückhaltung wandelt sich schnell zum vertrauensvollen Austausch. Schon am ersten Tag wird deutlich, sie haben viel gemeinsam. Die Unsicherheit. Die Hoffnungen. Die Ambitionen. Die Erwartungen an sich selbst.
Wie fühlt sich das an? Kai (20) aus Mainz: „Am Anfang denkst du, ich will hier alles richtig machen. Aber dann hat jeder von uns gemerkt, das Verfahren lernst du dadurch, dass du mit den anderen übst und dann nochmal übst. Dafür sind wir hier. Fehler am Anfang gehören einfach dazu. Und von Tag zu Tag wird man sicherer.“
5 Kategorien zur Weiterentwicklung
Aber bringt das wirklich was? L/WP-Trainer Marc Buddensieg lächelt zufrieden. „Am ersten wie am letzten Tag bitten wir alle Teilnehmer sich selbst einzuschätzen. In den fünf Kategorien:
- Eigene Fähigkeiten erkennen
- Eigene Interessen erkennen
- Sich selbst effektiv informieren
- Attraktive berufliche Ideen zu haben
- Nächsten Schritte klar zu definieren
haben die jungen Leute im Durchschnitt ihre Werte um mehr als 100% steigern können und teilweise um deutlich mehr als 100%. Ich finde, ihre Angaben sprechen für sich.“
Sich selbst kennenlernen und einschätzen können
Und wie sieht das konkret aus? Johanna (18) aus Göttingen: „Seit Jahren denke ich, ‚Ärztin‘ soll es sein. Meine Abi-Noten geben das auch her. Nur, es graut mir vor der Idee, in einer Praxis fest zu kleben und im 10-Minuten-Takt neue Patienten zu bekommen. Mit anderen Teilnehmern hier habe ich fünf neue Ideen entwickelt, wie ich meine Version von Ärztin–sein anders gestalten kann.“
Co-Trainer John Webb: „Teilnehmer entwickeln hier eine sehr persönliche Zielvorstellung und lernen diese dann anschließend auch empirisch zu recherchieren. ‚Empirisch‘ bedeutet mehr als das bloße ‚ins Netz schauen‘. Sie initiieren mehrere, strukturierte Gespräche mit praktizierenden Berufstätigen. Viele denken vorher, "Oh, das könnte ich nie!" - aber hier erleben sie, "ahhh… ich kann es doch!". Wie sollen sie sonst ein Gefühl dafür bekommen "Ist dieses Feld wirklich ein Berufsfeld für mich?‘“
Auch Silke Thon, Vorsitzende der DGhK Schleswig-Holstein, ist überzeugt von dem Seminar. „Am Anfang wussten wir nicht, ob unsere Jugendlichen das L/WP-Angebot annehmen würden. Aber wenn man Jahr für Jahr die lächelnden Gesichter und den Zuwachs an Selbstvertrauen beobachtet, dann weiß man, dass LW/P perfekt für junge Leute mit besonderen Begabungen passt. Wir freuen uns, dass auch andere Regionalvereine der DGhK LW/P-Seminare durchführen wollen“, berichtet sie.
„Ich bin richtig froh, dass ich hier war“, berichtet auch Lorena (17) aus Böblingen. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es ein solches Verfahren gibt. Jetzt wünsche ich mir nur, dass meine Klassenkameraden zu Hause auch noch die Chance hätten, einen L/WP-Kurs mitzumachen.“
Nächster Kurs in St. Peter-Ording:
04. - 12. August 2022
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